Uberisierung der Geisteshaltung
„Uberisieren“ bedeutet unter anderem einen Wechsel zu provozieren, einen Bruch und einen schnellen Wandel des Kräfteverhältnisses dank der digitalen Techniken.
Unter Kräfteverhältnis muss man sich hierbei die Spannungen zwischen verschiedenen, konkurrierenden Unternehmen an einem Markt vorstellen.
Der schnelle Wandel ist der brüske Wechsel der Handelsbeziehungen zwischen den klassischen Akteuren und dem unvermittelten Auftauen eines neuen, attraktiveren Angebots, in Service und Preis.
Um Maurice Lévy zu zitieren, alle haben Angst „uberisiert“ zu werden.
Der Ursprung dieses Neologismus ist natürlich das amerikanische Unternehmen „Uber“.
Uber hat den Bereich des Personentransports ubersisiert, mit Hilfe einer App, die den Kontakt zwischen Kunden und Fahrer eines Limousinenservice schnell und einfach gestaltet, ebenso die Bezahlung.
Der Begriff Uberisierung ist seitdem in aller Munde, nicht nur in den Medien, sondrn auch in den Unternehmen.
Heute befürchten viele wirtschaftliche Akteure, vor allem wenn diese noch nicht den digitalen Wandel ihres Angebots vollzogen haben, die digital agierende Konkurrenz vom Typ eines innovativen Start-Up, die es versteht, die neuen kaufmännischen Ansätze und Kommunikationswege für sich zu nutzen.
Wie soll sich ein solches, gelähmtes Unternehmen gegen einen solch innovativen Kokurrenten behaupten. Wie passt man sich an eine zunehmend digitale Wirtschaftswelt an?
Wie verändert man sich, damit man nicht untergeht?
Uberisier mir den Service
Die digitale Revolution ist unaufhaltsam und die Kommunikation wird zunehmend „entmaterialisiert“, also virtuell. Im Bereich des Handels und des Dienstleistungssektors für Privatpersonen und Unternehmen schreitet die Uberisierung in rasantem Maße voran.
Dies führt zu einer Veränderung der Verhaltensweisen und schafft neue Wege der Nutzung, und somit eine Vereinfachung der Kundenbeziehungen.
Die neuen und verschiedenen Formen, in der sich die Wirtschaft heute präsentiert, ob nun eine Wirtschaft des Teilens oder die digitale Innovation, stellen eine grundlegende Veränderung dar, die nach und nach amme Sektoren des traditionellen Dienstleistungssektors verändern wird.
Man braucht keine grosse Einbildungskraft, um sich vorstellen zu können, dass die Dienstleistungen für Unternehmen ebenfalls bald ein Opfer dieser Plage oder ein Nutznießer dieser Entwicklung werden, je nachdem, von welchem Standpunkt aus man die Sache betrachtet.
Die Uberisierung der Dienstleistungen für Unternehmen macht dabei durchaus Sinn, da der Bedarf an kurzen Reaktionszeiten hier besonders hoch ist.
„Uberisieren“ bedeutet hier, einen einfachen, schnellen und preisgünstigeren Service anzubieten, als die sogenannte klassische Konkurrenz.
Jedoch stösst man schnell an die Grenzen des Machbaren im Bezug auf Kundenzufriedenheit und Qualität der Dienstleistungen, insbesondere für Services, die geprägt sind von einer bestimmten Komplexität und bei denen die Qualität des Services von höchster Wichtigkeit ist.
Die Uberisierung der Dienstleitungen und die Branche der professionellen Übersetzungen
Die Uberisierung greift auch im Sektor der Übersetzungen um sich.
Dies geschieht im wesentlichen in Form einer Automatisierung der Übersetzungen. Handelt es sich auch hier um eine brüske Veränderung, um eine neue Herangehensweise, die einen qualitativ hochwertigen Service zu einem niedrigeren Preis verfügbar macht?
Kann eine Uberisierung der Übersetzung gewährleisten, dass die Ansprüche an einen solchen Service weiterhin erfüllt werden, im Vergleich zu einer Übersetzung durch einen Menschen?
Falls dies so ist, dann bedeutet dies, dass das Know-how und die Kompetenzen eines professionellen Übersetzers, eines Menschen, durch Codes, Kalkulationen und Algorithmen ersetzt werden können?
Es gibt das Beispiel eines chinesischen Start-Up Unternehmens, dass eine Übersetzungssoftware für den Chat Bereich anbietet, eine Neuheit am Markt. Wird dies wirklich den weltweiten Markt für Übersetzungen umkrempeln?
Kann man, als Kunde, einer professionellen Übersetzungsagentur vertrauen, die auf automatische Übersetzungen setzt?
Eine Sprache zu Übersetzen bedeutet nicht bloß, die sprachlichen Entsprechungen zu finden und zu Papier zu bringen. Es handelt sich vielmehr um die Analyse des Sinns und der Referenzen. Er organisiert einen Text neu und passt ihn dem kulturellen Kontext an.
Gut übersetzen zu können bedeutet, einen Text komplett zu lesen und zu analysieren, die Art des Textes zu bestimmen (wissenschaftlich, literarisch…) und sich umfassend zu informieren. Anschließend findet eine Übertragung des Inhalts statt. In diesem Schritt werden die passenden, sprachlichen und Entsprechungen gesucht und der Sinn „übersetzt“. Anschließend wird der Text dann überarbeitet. In der Korrekturphase werden Fehler und Schwächen der Struktur des Textes behoben.
Der Beruf des Übersetzers verlangt nach einer individuellen Herangehensweise, einer sorgfältigen Analyse und einer Adpation eines Themas, was durch keinen Algorithmus, wie komplex er auch sein mag, erreicht werden kann.
Es ist der Beruf eines Bildhauers, der zwar auf moderne, computergestützte Tools zurückgreifen kann, die Qualität seiner Arbeit aber niemals ganz einem Code überlassen kann.
Die Vielschichtigkeit und der hohe Anspruch an eine Analyse des Sinns des Originaltextes setzten der Uberisierung der Dienstleistung der professionellen Übersetzung schnell Grenzen. Es lässt sich nicht einfach alles „uberisieren“, mit der Begründung, dass die digitale Revolution unaufhaltbar sein.
Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt.